So jongliert man den Ball auf dem Oberschenkel: Harry Alpers macht den Kickern seiner Schulfußball- AG auch mit 80 Jahren noch etwas vor.
Manchen Menschen ist es einfach anzusehen, welch Vergnügen es ihn bereitet, sich um Jugendliche zu kümmern. Der Schwicheldter Harald Alpers zum Beispiel wollte eigentlich nur den jüngsten Nachwuchskickern des SV Werder zuschauen, als er seine Schwester in Bremen besuchte.
Im Trainingsanzug war er zum Nebenplatz am Weserstadion geradelt. Die Kinder konnten jedoch nicht losdribbeln, weil der Schiedsrichter fehlte. Und wen fragten sie, ob er nicht einspringen könne: Den Fremden aus Peine im Trainingsanzug. Also pfiff Harald Alpers die Partie. Das Beispiel zeigt wunderschön, wie sehr dem Ehrenmitglied des Fußball-Kreisverbands der Jugend- und Schulfußball am Herzen liegt. 65 Jahre ist der agile Rentner in diesem Bereich tätig und hat dabei unzählige Erfolge erreicht und Ehrungen erhalten. Heute feiert Harald Alpers seinen 80. Geburtstag.
Penibel hat er in vielen Ordnern Fotos, Berichte und Urkunden verwahrt, ein Archiv von unschätzbarem historischen Wert. Wertvoll ist aber auch seine ehrenamtliche Arbeit. Obwohl: Das Wort Jugendarbeit gefällt Harald Alpers gar nicht. „Denn es ist keine Arbeit“, betont er, „sondern es macht einfach Spaß, mit Kindern, Schülern und Jugendlichen gemeinsam etwas aufzubauen oder zu unternehmen.“ Deshalb bringt er auch mit 80 noch 48 Grundschülern in der Schulfußball-AG der Grundschule Rosenthal/Schwicheldt das Fußball-Einmaleins bei, übt Doppelpässe und Tricks mit den Kindern.
Schon seit 1950 betreut, trainiert und unterstützt der gebürtige Peiner Jugend-Fußballer - damals noch beim VfB Peine. Sein Vorbild war der legendäre Trainer Willy Kipar. Alpers erinnert sich: „Die Fingernägel wurden auf Sauberkeit überprüft, auch duschen war ihm schon damals sehr wichtig. Von ihm habe ich in vielen Bereichen meine Grundausbildung bekommen.“
Mit seiner Frau Waltraud zog Harald Alpers 1960 nach Schwicheldt um und übernahm prompt den Posten des Vereinsjugendleiters beim TSV Rot-Weiß. „Schwicheldt ist für mich wie ein Lottogewinn gewesen“, konstatiert Alpers noch heute und verweist auf ein Gespräch, das sein Leben veränderte. Schulleiter Wilhelm Schäpe sprach ihn an: „Harry, du hast doch die B-Lizenz. Kannst du nicht 13 Sportstunden übernehmen?“ Er sagte zu und unterrichtete fortan an der damaligen Grund- und Hauptschule Rosenthal/Schwicheldt. 1965 wurde er sogar als Schul-Hausmeister eingestellt und gab dafür seinen Posten als Kranfahrer beim Walzwerk auf. Die große Besonderheit: Auch als Hausmeister gab er weiterhin Sportunterricht, allerdings reduziert auf 8 Stunden. Damit dürfte Harald Alpers niedersachsenweit der einzige Hausmeister gewesen sein, der auch unterrichtete.
Sein Credo bei den Übungseinheiten gilt auch noch heute in seiner Fußball-AG: „Ich erzähle nicht nur. Ich mache die Übungen auch vor und begründe diese. Und das immer auf Augenhöhe.“ Die Kinder durften und dürfen ihn alle „Harry“ nennen. Trotzdem legt Alpers viel Wert auf Disziplin. Bei Fehlverhalten verteilt er Ermahnungen und Gelbe Karten an die Erst- bis Viertklässler. Und wenn das nicht reicht, müssen sie ihn drei Wochen lang mit „Herr Alpers“ anreden - „das ist die größte Strafe für die Kinder, dann bitten sie mich auch oft, ob ich die Strafe nicht vorher schon beenden kann“, erzählt der einstige Libero und Mittelfeldspieler.
Ein Original im besten Sinne des Wortes ist Harald Alpers, der viel für seine Sportart bewegt hat. Zum Beispiel gründete er 1972 die erste Spielgemeinschaft im Peiner Jugendfußball mit. Fortan gab es die JSG Rosenthal/Schwicheldt. Der erste Leiter: Natürlich Harry Alpers. Ihm war es schon immer ein Dorn im Auge gewesen, dass die Klassenkameraden nicht in einem Team spielten: „In der Schule sitzen sie zusammen, auf dem Sportplatz treten sie gegeneinander an.“
Sogar auf stolze 40 Jahre ehrenamtlichen Einsatz brachte es der umtriebige Unruheständler als Schulfußball-Referent im Fußball-Kreisverband. Unzählige Turniere von Schul-Auswahlen leitete er.
Sein großes Engagement sprach sich in Niedersachsen herum. 1994 kürte ihn der Landesfußball-Verband zum Jugendleiter des Jahres. Die damalige Kultusministerin Renate Jürgens-Pieper überreichte ihm 2001 eine Ehrung des Landes für seine Verdienste als ehrenamtlich engagierter Bürger und würdigte damit zum Beispiel auch, dass Alpers 40 Jahre an Pfingsten Jugend-Freizeiten betreute und sich bei mehr als 60 Kursen fortbildete. Ehrennadeln durfte sich Alpers zuhauf anstecken, der Fußball-Kreisverband ernannte ihn 2012 zum Ehrenmitglied.
So lange die Gesundheit mitspielt, will der begeisterte Radfahrer seinen Einsatz für Jugendkicker fortsetzen. Denn ein Tag ohne Fußball ist ein verlorener Tag, findet Alpers.
Fünf kurze Entweder-oder-Fragen an Harry Alpers:
- Auto oder Fahrrad? Natürlich Fahrrad, ich habe sogar fünf verschiedene. Ein Postrad, ein Trekkingrad, ein Winterrad mit Spikes, ein altes Herkules-Rad, wo die Muffen noch gelötet sind und ein E-Bike. Seit 1985 fahre ich zweimal im Jahr in den Rad-Urlaub, das muss sein. Einmal mit meiner Frau und einmal steht eine Männer-Tour an.
- Mettwurst oder Müsli? Mettwurst zum Abendbrot ist schon lecker, wir versuchen immer, selbstgeschlachtete zu organisieren.
- Hannover 96 oder Werder Bremen? Meine Schwester Renate wohnt in Bremen, durch sie bin ich Werder-Fan geworden, mit ihr gehe ich regelmäßig ins Weserstadion. Ich bin echt positiv überrascht, dass Werder mit diesem jungen Kader zuletzt noch so einen tollen Höhenflug hingelegt hat.
- Beckenbauer oder Ronaldo? Beckenbauer, es gibt schließlich nur zwei Fußballer in Deutschland, die das Außenrist-Spiel wirklich beherrschen. Beckenbauer und Harry Alpers (lacht). Ich mag diese Technik und bringe sie den Kindern gerne bei, denn Tor-Schüsse mit dem Außenspann sind unberechenbar.
- ARD-Sportschau oder Sky? Ich gucke nicht so viel Fußball im Fernsehen. Die Bundesliga-Ergebnisse verfolge ich im Internet, hat Werder aber ein wichtiges Spiel, gucke ich die Sportschau. Ansonsten bin ich lieber zu Gast bei F- und E-Jugend-Spielen, wo ich verfolgen kann, was meine Kicker aus der Schul-AG so treiben.
cm
Aus PAZ, 17.07.2015
http://www.paz-online.de/Sport/Sport-in-Peine/Platzwart-Solo-beim-Duelle-der-Generationen
Das Legenden-Team mit (oben von links) Olaf Stumpf, Armin Brandes, Albert Brandes, Stephan Schrul, Thorsten Tessmer, Eckhard Fischer, Günther Tessmer, Michael Berking, Bernd Kruse, Martin Tessmer, Olaf Schernich, Jasper Betz, Bernd Schröder, Klaus Brüchner, Michael Spatz, Wolfgang Herder, Siegfried Pommernell sowie (knieend von links) Harald Alpers, Henning Bodenstedt, Michael Zausig und Egbert Kruthoff. lr
Da musste er mächtig schlucken: Mit gerührter Stimme nahm Harald Alpers beim Kreisfußballtag gleich zwei Auszeichnungen entgegen. Der 77-jährige Schwicheldter, den Generationen von Schülern aus dem Peiner Land wegen seines großen Engagements für den Schulfußball kennen, wurde zum Ehrenmitglied des Kreisverbands ernannt.
Vom Deutschen Fußball-Bund bekam er die Verdienstnadel angesteckt - mit freundlichen Grüßen vom neuen Präsidenten Wolfgang Niersbach.
Josef F. Hanke und Harry Alpers sind sozusagen die fitten Ü70-Fußballer des Kreisverbands. Der Vorsitzende und der Schulfußball-Referent standen im Mittelpunkt des Kreisfußballtags in der Peiner Schützengilde. Kurz vor seinem 72. Geburtstag trat Hanke noch einmal für den Vorsitz an - und wurde mit einem beachtlichen Ergebnis belohnt. Die Vertreter von 60 Vereinen stimmten für ihn. Nur eine Nein-Stimme gab’s. „Ich bedanke mich für ihr Vertrauen und verspreche, all das zu tun, damit der Peiner Fußball populär bleibt“, sagte der Vöhrumer, der seit 20 Jahren an der Spitze des Kreisverbands steht.
Ein möglicher Nachfolger nutzte die Gelegenheit und stellte sich den Vereinen vor: Hans-Hermann Buhmann. Der 46-Jährige, der bereits seit März kommissarisch als 2. Vorsitzender mitarbeitet, wurde nun auch offiziell ins Amt gewählt - nur zwei Vereine enthielten sich. „Fußball fasziniert mich immer mehr und immer wieder“, sagte der Oberger, der bereits als Jugend- und Herrentrainer arbeitete, lange Zeit selber spielte, ehe es im Hacken zwickte. Der Vertriebsleiter einer Krankenkasse ist Hankes Wunschkandidat für seine Nachfolge. Hanke wurde zwar offiziell für drei Jahre gewählt, kann sich aber auch vorstellen, die Geschäfte bereits früher zu übergeben.
Das hatte sich Schulfußball-Referent Harry Alpers 1997 auch gedacht. In einem Brief an den Vorsitzenden kündigte er seine Amtsaufgabe an. „25 Jahre müssen genug sein“, wollte Alpers Platz für einen Jüngeren machen. Doch nach einer kurzen Pause übernahm der Schwicheldter das Amt bereits wieder.
„Mittlerweile bin ich mehr als mein halbes Leben lang für den Schulfußball im Kreis Peine tätig“, staunt Radsport-Fan Alpers selbst ein wenig. Für den Fußball im Allgemeinen setzt er sich sogar noch viel länger ein. Beim VfB Peine war er nicht nur als Fußballer und Leichtathlet aktiv, er betreute und trainierte auch Jugendteams, drei Jahre lang war er Jugendleiter beim VfB. Als er Hausmeister an der Grundschule Rosenthal/Schwicheldt wurde, engagierte er sich künftig in der Jugendarbeit für Rot-Weiß Schwicheldt, initiierte die JSG Rosenthal/Schwicheldt, die erste Jugendspielgemeinschaft im Landkreis Peine. Vom Training der Schulfußball-AG holten häufig Eltern ihre Kinder ab, die Alpers ebenfalls schon als Schüler trainiert hatte. „Harry ist auch mit 77 ein sehr ehrgeiziger und sehr zuverlässiger Mitarbeiter. So einen muss man lange suchen“, lobte Hanke.
Doch beim Kreisjuniorentag hatte Alpers bekannt gegeben, aufzuhören. Für rund 40 Jahre Mitarbeit im Jugendausschuss spendeten die Vereinsvertreter Alpers bei dessen Ehrung donnernden Gänsehaut-Applaus und Ovationen im Stehen. cm
Peine Als Schulfußball-Referent war Harald Alpers für jeden Fußballer, ob jung oder alt, verlässlicher Sportkamerad. Jetzt nimmt der 77-Jährige seinen Hut...
Von Christian Brahmann/
Peiner Nachrichten, 06.07.2012
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18.03.1935 - 27.03.2017